
Bild: Ikea
Interview mit Johannes Ferber, Ikea, zu den Besonderheiten der neuen City-Filiale
Das Innenstadthaus in Hamburg Altona ist kleiner als die Häuser auf der grünen Wiese. Wie schlägt sich das in Bezug auf das Angebot und die Architektur der Ausstellungsräume nieder?
Johannes Ferber: Die Verkaufsfläche unseres neuen Innenstadt-Standortes in Altona ist nur unwesentlich kleiner als in unseren beiden anderen Hamburger Standorten Schnelsen und Moorfleet. Wir halten in Altona unser komplettes Ikea-Basissortiment vor. Lediglich einige zusätzliche Artikel wie bestimmte Küchenfronten, diverse Sofabezüge und einige saisonale Artikel aus der sogenannten „Free Range“ sind nicht vorrätig, können aber jederzeit bestellt werden.
Das Ikea-Angebot wird auf drei Verkaufsebenen in einer völlig neuen Art und Weise präsentiert. So ist im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss auf insgesamt 11.000 m² die Markthalle in die bei Ikea bekannte Möbelausstellung integriert worden. Dabei wurden die Sortimentsgruppen thematisch passend gruppiert. Hinter den Küchen findet der Kunde z.B. unmittelbar Töpfe, Pfannen, Porzellan, Gläser und Servietten. An die Betten- und Matratzenabteilung schließt sich direkt die Bettwäscheabteilung an.
Die Gastronomie spielt bei Ikea eine große Rolle und rangiert unter den Top Ten im Ranking der Gastronomiebetriebe. Wie ist die Bedeutung der Gastronomie für Ikea in einer Innenstadtlage?
Johannes Ferber: Ikea Altona wartet mit einem neuartigen Gastronomiekonzept auf, das auf die besondere Lage in der Fußgängerzone zugeschnitten ist. Neben dem großen Panoramarestaurant mit Blick auf den Goetheplatz wurde im Erdgeschoss am Ausgang ein schwedisches Café eingerichtet, das offen zur Großen Bergstraße Kaffeespezialitäten, Kuchen und Snacks anbietet. Des Weiteren befindet sich das Ikea-Bistro mit den klassischen Hotdogs sowie dem Schwedenshop mit schwedischen Lebensmitteln im 2. OG hinter den Kassen.
Ist das Innenstadt-Konzept ein Schritt in Richtung Multichannel, weil Kunden hauptsächlich zum Anschauen in die Filiale kommen und dann aber online bestellen?
Johannes Ferber: Ikea-Kunden entscheiden grundsätzlich selbst, wie, wo und wann sie mit und bei Ikea einkaufen. Wir bieten sowohl in allen unseren Einrichtungshäusern als auch in unserem Onlineshop unser gesamtes Sortiment an. Unser einzigartiges und nur bei Ikea erhältliches Sortiment ist unsere größte Stärke, auch bei der dynamischen Entwicklung im Online-Einzelhandel.
Kunden, die gerne Ikea haben möchten, erkundigen sich online, in unserem Shop oder über die Ikea-Katalog-App und kaufen im Einrichtungshaus, oder umgekehrt, oder beides – aber sie kaufen bei uns. Unser Pilotprojekt in der Innenstadt in Altona bringt uns näher zu unseren Kunden. Weil viele Menschen dort bewusst kein Auto haben und es für sie umständlicher ist, zu uns zu kommen, kommen wir eben näher zu ihnen.
Die Innenstadtlage beeinflusst die gesamte Logistik der Ikea-Filiale. Das betrifft die durch räumliche und gesetzliche Beschränkungen erschwerte Belieferung der Filiale ebenso wie den Transport gekaufter Ware, wenn Kunden nicht mit dem Auto kommen. Wie sind Sie auf diese Bedingungen eingestellt?
Johannes Ferber: Wir haben für den Standort Altona ein neues Belieferungskonzept für unser Einrichtungshaus und eine technisch anspruchsvolle und ausgeklügelte Instore-Logistik entwickelt. Die Instore-Logistik funktioniert über computergesteuerte horizontale Förderbänder und vertikale Lastenaufzüge, über die sämtliche eingehenden Waren auf mit Barcode-Labeln markierten und im System per Laserscanner inventarisierten Paletten wie ferngesteuert in alle Ebenen, Lager- und Verkaufsbereiche des Einrichtungshauses transportiert werden. Das System kennt jederzeit den genauen Aufenthaltsort jedes Artikels in der vorrätigen Anzahl, führt somit eine kontinuierliche Wareninventur durch und steuert den Bestellprozess für alle Warenanlieferungen. Über 3 Mio. Euro wurden in diese ausgefeilte Lager- und Transporttechnik investiert. Ein ähnliches System ist für die Rückführung der anfallenden Wert- und Reststoffe zum Abtransport über die Warenanlieferung im UG des Einrichtungshauses installiert.
Unser Lieferangebot für unsere Kunden beinhaltet verschiedene Komponenten, vom Leih-Lastenfahrrad und dem Fahrradkurier über das Lastentaxi und den Paketlieferservice bis hin zur Komplettlieferung und Montage. Die ersten Wochen zeigen, dass unser Konzept aufgeht und von den Kunden angenommen wird. Bei erfreulich hohen Besucher- und Kundenzahlen liegt der Anteil der Kunden, die uns ohne Auto besuchen, bei 90 Prozent und das von einigen Beteiligten befürchtete Verkehrschaos ist ausgeblieben.
Johannes Ferber ist Geschäftsführer der Ikea Verwaltungs-GmbH Property. Wenn Sie mehr über die weltweit erste Ikea-Filiale in einer Fußgängerzone erfahren möchten, haben Sie dazu am 23. September auf der EHI Retail Design Konferenz 2014 Gelegenheit.