Wir wünschen Ihnen alles Gute für das neue Jahr. Ein Jahr, das wieder viele Veränderungen mit sich bringen wird. Ein Jahr, das für den Einzelhandel viele gute Aussichten parat hält. Vor allem aber wünschen wir Ihnen ein Jahr, das weniger Egoismus und Intoleranz, weniger Schrecken und Gewalt mit sich bringen wird.
Terroranschläge gehören heute fast zum Alltag. Und je näher sie neben der eigenen Haustür passieren, desto größer werden Sorgen und Angst. Einzelhandel findet bevorzugt dort statt, wo viele Menschen sind. Fußgängerzonen und Shopping-Center sind Hochfrequenzlagen, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Kein Wunder, dass sich die im Einzelhandel tätigen Menschen zunehmend Gedanken über ihre persönliche Sicherheit machen. Bin ich an meinem Arbeitsplatz einer besonderen Gefährdung ausgesetzt? Wie verhalte ich mich, wenn Gewaltakte unmittelbar vor der Ladentür geschehen? Was kann ich dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen? Diese und ähnliche Fragen werden gestellt, egal, wie gering die Wahrscheinlichkeit tatsächlicher Gefahr ist. Es sind Fragen, die die Menschen bewegen und die Antworten verdienen.
Soziale Ungleichheit ist eine Quelle von Gewalt. Hier hat sich auf der Welt in den letzten Jahrzehnten vieles verbessert und dennoch gibt es sehr viel zu tun. Gerade in dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass wir Arbeit an die Stellen auf der Welt bringen, wo der Wohlstand deutlich unter dem globalen Durchschnitt liegt. Produktion in Niedriglohnländern ist gut. Sie trägt dazu bei, dass wir günstiger einkaufen können und sie steigert den Wohlstand der Menschen in den armen Ländern. Die Verantwortung des Einzelhandels dabei ist aber ausgesprochen groß.
Arbeitsbedingungen, Entlohnungssysteme und Umweltstandards in den Produktionsländern sind nicht allein Sache der Produktionsbetriebe. Als Auftraggeber trägt jeder einen Teil dieser Verantwortung, egal, was die Gerichte in Deutschland in dieser Frage entscheiden werden. Der Einzelhandel hat hier die Chance, einen enormen Beitrag zum Abbau von Ungleichgewichten zu leisten. Gut, dass viele Unternehmen dies bereits lange erkannt haben und sich alleine oder in Bündnissen dazu bekennen, diese Verantwortung zu übernehmen.
In Sachen Umweltschutz müssen wir aber nicht nur in die Ferne blicken, hier können wir im eigenen Land aktiv werden. Der Einzelhandel hat in den letzten Jahren erhebliche Beiträge geleistet, seinen Energieverbrauch zu senken und setzt diesen Kurs mit großem Erfolg weiter fort. Aber es kommen auch neue Aufgaben auf uns zu. Viele Autokäufer fragen sich in diesen Tagen, ob dies die letzte Anschaffung eines benzinbetriebenen Fahrzeuges sein wird und die Eltern von kleinen Kindern werden sich fragen, ob ihre Sprösslinge später überhaupt noch einen Führerschein machen müssen. Elektro-Mobilität und selbstfahrende Autos sind in der Realität angekommen.
Aber was bedeutet das für unsere Branche? Klar, die Arbeitsplätze der Auslieferungsfahrer werden andere sein. Elektro-Motoren haben weniger Verschleißteile und werden den Ersatzteilverkauf nicht gerade beflügeln. Selbstfahrende Autos werden weniger Unfälle verursachen und die Werkstätten zum Umdenken zwingen. Das Teilen von Fahrzeugen wird den Besitz von Fahrzeugen mehr und mehr verdrängen. Wird all dies auch Einfluss auf unsere Geschäfte haben? Wie werden unsere Parkplätze in Zukunft aussehen? Dürfen wir uns darauf einstellen, dass Kunden länger im Geschäft verweilen, weil ihr Fahrzeug noch an der Ladestation steht? Da gibt es einiges zu besprechen und auf die ersten Antworten dürfen wir gespannt sein.
Ach ja, dann ist da ja noch die Digitalisierung oder wie viele sagen Handel 4.0. Sicher, das sind wichtige Themen. Das Mobiltelefon mit permanentem Internetzugang ist Standard für die Menschen. In der Kommunikation und der Recherche geht es nicht mehr ohne Smartphone, beim Einkauf werden die mobilen Geräte immer wichtiger und irgendwann wird auch das Bezahlen mit dem Mobiltelefon eine Selbstverständlichkeit. Spracherkennung ist auf dem Niveau der Perfektion angekommen. Künstliche Intelligenz ist vom Romanstoff zur Wirklichkeit geworden. Roboter werden die Arbeitswelten im Einzelhandel dramatisch verändern. In der Logistik ist das schon längst Praxis, in den Filialen wird viel passieren.
Vor allem aber müssen wir erkennen, dass der Online-Einkauf für die Menschen heute genauso selbstverständlich ist, wie der Einkauf im Geschäft. Wer in der Branche vorne dabei sein möchte, wird seine Marke hier kanalübergreifend aufstellen müssen. Und das mit allen Konsequenzen, in den Prozessen, in der Technik, in den Fähigkeiten und im Denken der Menschen im Handel.
Der Wettbewerb in unserer Branche ist hart. Niemand kann es sich leisten, sich nicht zu verändern. Tag für Tag wird der Einzelhandel neue Dinge erfinden und ausprobieren. Für uns gibt es also viel zu tun. Die Menschen dürfen sich darauf freuen. Wunderbare Zukunft. Viel Erfolg in 2017!
Michael Gerling, EHI, Januar 2017