Wie kann der stationäre Handel die Attraktivität seiner Geschäfte in Zukunft weiter verbessern? Und welche Rolle spielt dabei der Außer-Haus-Konsum?
Olaf Hohmann: Handelslagen werden ein erlebnisreiches Gegenangebot zur „digitalen Couch“ schaffen müssen. Das heißt, der erfolgreiche stationäre Handel wird zukünftig so attraktiv sein, dass die Kundinnen und Kunden lieber in den Laden gehen als ein Produkt online zu bestellen. Wir Menschen schätzen den Austausch und die Geselligkeit, Handelsstandorte sind eine gute Plattform dafür. Und Gastronomie wird in dieser Kombination naturgemäß ein sehr wichtiger Baustein sein.
Der Außer-Haus-Konsum ist in den letzten 10 Jahren um rund 23 Mrd. Euro gewachsen und bewegt sich aktuell bei rund 80 Mrd. Euro. Handelsgastronomie als Teil dieses Marktes hat in den letzten zwei Jahren jährlich um rund 4 Prozent zugelegt und lag 2019 bei rund 10 Mrd. Euro Umsatz. Gastronomie eignet sich für Händler als Profilierungsinstrument, um sich vom Wettbewerb und Onlinehandel zu differenzieren. Sie schafft und unterstützt Atmosphäre, Wohlfühlen und Erlebnis und erhöht im Idealfall Frequenz, Attraktivität und Verweildauer. Deshalb wird Gastronomie auch zukünftig bei vielen Planungen und Umbauten im Handel eine immer wichtigere Rolle spielen. Und auch für Konsumenten wird die Handelsgastronomie immer attraktiver: mit der großen Auswahl und der sofortigen Verfügbarkeit des Speisenangebots passt sie ideal zu ihren Bedürfnissen und zum Zeitgeist.
Welchen Herausforderungen müssen sich die Handelsgastronomen in der Zukunft stellen?
Olaf Hohmann: Ein Selbstläufer ist das gastronomische Engagement nicht und zukünftig wird sicherlich auch verstärkt der wirtschaftliche Erfolg der gastronomischen Einheiten eingefordert. Es braucht professionelle Abläufe und kundiges Personal. Auch die Digitalisierung der Prozesse ist ein großes Thema, sie wird Prozesse vereinfachen, führen oder managen. Zum Beispiel, wenn angelerntes Personal standardisierte Speisen zubereitet und dabei digital durch den Prozess geführt wird. Auch zur vorgeschriebenen Dokumentation von Hygieneprozessen gibt es digitale Lösungen. Ein anderes Beispiel sind Bestellterminals für die Gäste. So lassen sich Wartezeiten verkürzen und Zusatzverkäufe generieren.
Flexibilität ist eine Lösung, wenn es darum geht, die Gastronomie in Niedrigfrequenzzeiten zu beleben. Mit flexibler Technik und anpassungsfähigen Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich neue Konzepte ausprobieren und zu unterschiedlichen Tageszeiten verschiedene Foodangebote variieren. Im Erfolgsfall kann so z. B. das Nachmittags- und Abendgeschäft optimiert werden.
Für Konsumenten werden Sauberkeit und Hygiene, Qualität und Frische inklusive einer frischen Zubereitung der Speisen sowie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis immer wichtiger. Die Optimierung des Angebots hin zu gesunden oder trendigen Gerichten – beispielsweise Burger, Asia- und DIY-Food, Smoothies und Bowls – sowie die Sensibilität bei der Preisgestaltung werden Erfolgsfaktoren sein. Auch die Förderung regionaler Anbieter und der Handwerksaspekt als Bestandteil des Foodkonzeptes werden in Zukunft vom Kunden honoriert.
Weitere Informationen zu unserer Forschung im Bereich Handelsgastronomie und zu unserer Initiative Handelsgastronomie auf www.handelsgastronomie.de