Interview mit Christian Witt, Director Corporate Communications, Breuninger //
Breuninger hat in sechs Bundesländern Eilanträge für die Öffnung seiner Filialen oder Entschädigung eingereicht? Was genau ist der Hintergrund?
Witt: Wir befinden uns bereits im 3. Monat des Lockdowns, die Breuninger Gastronomie sogar schon länger. Seitdem ist uns im stationären Bereich die Geschäftsgrundlage entzogen. In dieser willkürlichen Schließung von Teilen des Handels ohne Perspektive sehen wir einen massiven Eingriff in die Eigentumsrechte und eine enorme Ungleichbehandlung.
Zudem: Wenn man Teilen der Wirtschaft ein Sonderopfer auferlegt, muss man zumindest dafür sorgen, dass dies entschädigt wird. Wir haben bislang aber keinen Zugang zu Hilfsmitteln, außer zu KUG, da wir zu groß sind. Die willkürlich gesetzte Grenze von 750 Mio. Euro wurde erst letzte Woche gekippt und wahrscheinlich sind auch an diese Summe Ausschlüsse gekoppelt. Es kann auch nicht sein, dass man keine Förderstrukturen aufbauen kann, die nachhaltig funktionieren. Das trifft ja insbesondere auch kleinere Unternehmen. Auch ein Unternehmen wie Breuninger kann nicht ewig von der Substanz leben und wir tragen schließlich die Verantwortung für über 5.500 Mitarbeiter. Deswegen haben wir geklagt.
Welche weiteren Schritte plant Breuninger, sollten diese Anträge, wie zum Teil bereits geschehen, abgelehnt werden?
Witt: Aufgrund der offenen Erfolgsaussichten des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim für das Hauptsachverfahren prüfen wir momentan weitere Schritte. Wir sind da recht optimistisch.
Es hat im Handel viel Solidarität gegeben. Wie waren die Reaktionen insgesamt? Gab es auch Kritik?
Witt: Uns hat eine riesige Welle an positivem Feedback erreicht. Kritik gab es nur vereinzelt. Es ist jedenfalls sehr gut, dass durch unsere Klage endlich im größeren Kontext darüber gesprochen wird und das Thema mehr Sichtbarkeit bekommt.
Wie hat Breuninger seine Belegschaft bei diesem Schritt mitgenommen und wie waren die Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen?
Witt: Wir haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über unsere interne App B Inside über den Klageweg umfassend informiert. Zudem hat auch unser CEO Holger Blecker das Thema in seiner wöchentlichen Kolumne in der App aufgegriffen.
Die Reaktionen waren überwältigend, es ist mit Abstand der seit Jahren beliebteste Beitrag in der App. Dass wir uns gegen die willkürliche Schließung gerichtlich zur Wehr setzen, ist ein starkes Zeichen für das gesamte Breuninger Team. Endlich bewegt sich mal etwas in dieser für den Handel so perspektivlosen Zeit.
Wie hat Breuninger die interne Kommunikation geregelt, wie die externe?
Witt: Sowohl die interne als auch die externe Kommunikation liegen bei Breuninger in einem Team. Grundsätzlich informieren wir immer zuerst intern, dann extern. Das wissen die Mitarbeiter und auch die Medienanfragen laufen gebündelt über die Unternehmenskommunikation – das funktioniert bei uns sehr gut. Nach der Urteilsverkündung hat das Breuninger Medienteam zunächst gemeinsam intensiv die Urteilsbegründung gelesen und dann entsprechende Wordings erarbeitet und Verantwortlichkeiten aufgeteilt. So haben wir das enorme Medieninteresse zu jeder Zeit im Blick gehabt und gut bewältigen können.