EHI-Studie Kartengestützte Zahlungssysteme 2019 /
Der große Erfolg des kontaktlosen Bezahlens und die stärkere Nutzung mobiler Zahlarten zeigen, wie schnell sich die etablierten Prozesse an den Kassen des Einzelhandels verändern. Durch verstärkte Investitionen gestaltet der Handel das Umfeld für künftiges Bezahlen. Lidls Ankündigung mit Lidl-Pay eine eigene Bezahlfunktionalität in die App zu integrieren, ist der Versuch eines der größten Händler, die Modalitäten am POS auch in Zukunft ein Stück weit mitzubestimmen.
Vielfalt an der Kasse
Heute kann der Handel – vorausgesetzt die organisatorischen und technischen Voraussetzungen sind erfüllt – seinen Kunden fünf- bis sechsmal mehr Bezahloptionen an der Kasse anbieten als noch vor 15 Jahren. Zahlungsbegleitende Bonusprogramme kommen noch hinzu. Das bringt erhöhte Anforderungen an das Kassierpersonal mit sich. Die befragten Händler sind sich einig, dass die Kassiererinnen und Kassierer weitestgehend durch eine optimale technische Steuerung der Bezahlprozesse unterstützt werden müssen. Auf diese Weise kann der Zahlungsvorgang eindeutig und damit störungsfrei und schnell abgewickelt werden, so einige Ergebnisse der soeben erschienenen EHI-Studie „Kartengestützte Zahlungssysteme 2019“.
Dazu Horst Rüter, Leiter des Forschungsbereichs Zahlungssysteme und Mitglied der EHI-Geschäftsleitung: „Wir sehen zurzeit im Handel eine Fülle neuer Bezahlformen, auch wenn in den meisten Fällen ein und dieselbe Karte oder dieselbe Kontoverbindung hinterlegt ist. Kunden testen die neuen Angebote der Systembetreiber und müssen sich gemeinsam mit dem Kassenpersonal an die Handhabung dieser Innovationen gewöhnen.“
Innovatives Bezahlen auf Investitionsliste
Grund genug für den Handel, das Thema „innovatives Bezahlen“ weit oben auf der Investitionsliste anzusiedeln. Gegenüber dem Vorjahr ist die Investitionsbereitschaft deutlich gestiegen ist. Mit 44,8 Prozent plant fast jedes zweite große Handelsunternehmen, seine Infrastruktur kurz- bis mittelfristig zu modernisieren. Im letzten Jahr waren es noch 33,8 Prozent gewesen. Dabei haben vier Prinzipien Priorität: Sicherheit, Kosten, Geschwindigkeit und Investitionsschutz.
Kontaktlos als Wegbereiter
Gerade der Erfolg des kontaktlosen Bezahlens und die im letzten Jahr in Deutschland zahlreich eingeführten Mobile-Payment-Lösungen wie Apple Pay, Google Pay, Payback Pay, Blue Code oder auch der digitalen girocard von Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind der Motor für weitere Investitionen. Im Frühjahr 2019 waren bereits 17,6 Prozent der girocard-Umsätze und sogar 21,2 Prozent der girocard-Transaktionen Kontaktloszahlungen mit deutlich steigender Tendenz. Noch höher lag der Anteil bei den Kreditkarten (22,0 bzw. 28,2 Prozent).
Rund die Hälfte der Unternehmen setzt neben NFC-Schnittstellen (nutzbar für das kontaktlose Bezahlen und gleichzeitig für die Mobile-Payment-Verfahren Apple Pay, Google Pay und digitale girocard) auch auf QR- und Barcode-Leser, mit denen mobile Bezahllösungen wie Payback-Pay, Bluecode und die in Deutschland immer beliebter werdenden chinesischen Bezahlvarianten AliPay und WeChatPay genutzt werden können.
Ein Grund für diese Zweigleisigkeit des Technologieeinsatzes: Während die auch für kontaktloses Bezahlen genutzte NFC-Schnittstelle der Zahlungsverkehrsterminals ohne spezielle Aufrüstung auch für Zahlungen mit Apple-Pay, Google-Pay oder mit den Apps der Sparkassen und Genossenschaftsbanken genutzt werden kann, ist für die übrigen Verfahren ein optischer Leser (QR- oder Barcode) erforderlich.
Der Vorteil einer QR-Code-basierten mobilen Bezahllösung ist die größere Kundenerreichbarkeit, da App-basierte-QR-Code-Lösungen weitgehend unabhängig von SmartPhone-Systemherstellern funktionieren. Demgegenüber haben NFC-basierte Mobile-Payment-Lösungen neben der Nutzungsmöglichkeit bestehender Infrastruktur (kontaktlos) auch oftmals einen Geschwindigkeitsvorteil und das größere technische Leistungspotenzial. 47,4 Prozent der Unternehmen, die bereits QR-Code-Leser einsetzen, nutzen diese auch für mobile Bezahllösungen.
Zahlungsverkehrsterminals im Einzelhandel werden in der Regel nach vier bis fünf Jahren erneuert. Dazwischen gibt es permanente Systemupdates durch die verbundenen Netzbetreiber, um die Sicherheit und Leistungsfähigkeit im Rahmen der Laufzeit zu gewährleisten.
Über die verschiedenen Möglichkeiten mobilen Bezahlens informiert seit Herbst 2018 die EHI-Mobile-Payment-Initiative.
Datenbasis
Das EHI-Panel umfasst 435 Unternehmen mit ca. 85.000 Betrieben aus 35 Branchen des Handels mit einem Bruttoumsatz (2018) in Höhe von 274,4 Mrd. Euro, davon relevanter stationärer *Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (ohne Kfz, Mineralöl, Apotheken, E-Commerce und Versandhandel) in Höhe von 251,2 Mrd. Euro (ca. 58,4 Prozent des Einzelhandelsumsatzes i. e. S. in Höhe von 430 Mrd. Euro).
Die vollständige Studie ist im EHI-Shop und auf ehi.org erhältlich.
Mehr zu Thema erfahren Sie auch auf den EHI Technologie Tagen 2019 am 5. und 6. November in Bonn.
Kontakt
Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung, Tel.: +49 (0)2 21/5 79 93-54, rueter@ehi.org
Ute Holtmann, Leiterin Public Relations, Tel.: +49 (0)2 21/5 79 93-42, holtmann@ehi.org
Herausgeber
EHI Retail Institute e. V., Spichernstraße 55, 50672 Köln, www.ehi.org, Tel.: +49 (0)2 21/5 79 93-0, Fax: -45
Über das EHI
Das EHI Retail Institute ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut für den Handel und seine Partner mit rund 60 Mitarbeitern. Sein internationales Netzwerk umfasst rund 800 Mitgliedsunternehmen aus Handel, Konsum- und Investitionsgüterindustrie sowie Dienstleister. Das EHI erhebt wichtige Kennzahlen für den stationären und den Onlinehandel, ermittelt Trends und erarbeitet Lösungen. Das Unternehmen wurde 1951 gegründet. Präsident ist Kurt Jox, Geschäftsführer ist Michael Gerling. Die GS1 Germany ist eine Tochtergesellschaft des EHI und des Markenverbandes und koordiniert die Vergabe der Global Trading Item Number (GTIN, ehem. EAN) in Deutschland. In Kooperation mit dem EHI veranstaltet die Messe Düsseldorf die EuroShop, die weltweit führende Investitionsgütermesse für den Handel, die EuroCIS, wo neueste Produkte, Lösungen und Trends der IT- und Sicherheitstechnik vorgestellt werden sowie die C-star für den asiatischen Handel in Shanghai.