Interview mit Ulrich Spaan, Geschäftsleitung EHI //
Welchen Einfluss hat Corona auf die Handels-IT?
Spaan: Durch Corona werden IT-Projekte beschleunigt, verschoben oder verändert. Zum einen sind alle Projekte, die die digitale Kommunikation und Kollaboration unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen verbessern, natürlich enorm gepusht. Die Unternehmen, die solche Projekte noch nicht abgeschlossen hatten, waren plötzlich dazu gezwungen, weil ja nahezu jeder nun virtuell arbeiten musste. Auch solche Projekte, die ins Stocken geraten waren, wurden durch Corona nun durchgezogen und vollendet. Ein ganz typisches Beispiel ist die Einführung von Office 365. Es gibt aber auch andere Beispiele, die sich auf die Kommunikation innerhalb der Belegschaft beziehen. Solche Dinge haben einen sehr starken Schub bekommen. Das kann auch die Kommunikation auf der Fläche betreffen, dass z.B. die Kommunikation über mobile Geräte ablaufen kann und man sich nicht immer im Büro der Filialleitung treffen muss. Die Angestellten mussten auch Homeoffice-fähig gemacht werden – das schien aber in den meisten Fällen kein größeres Problem gewesen zu sein.
Des Weiteren gibt es Auswirkungen in den Filialen, allen voran auf das Thema Zahlungssysteme. Dort hat es einen unerwarteten Schub für bargeldlose Bezahlung gegeben, einen großen Schub für das kontaktlose Bezahlen per Smartphone, das vor Corona eigentlich kaum existierte. Den Unterscheid merkt jeder beim Einkaufen selbst.
Es gibt auch Investitionen, die aufgeschoben wurden, weil andere Dinge wichtiger waren oder weil sie speziell in der Anfangszeit der Pandemie einfach nicht umsetzbar waren. Typischer Fall: Ein Unternehmen plant den Roll-out eines neuen Kassensystems, für das in den Filialen neue Hardware verbaut werden muss und für das Serviceteams vor Ort benötigt werden. Das war ja zeitweise gar nicht möglich und musste verschoben werden. Inzwischen wurde das vielfach schon nachgeholt. Zumindest bei den systemrelevanten Handelsunternehmen haben die Dienstleiter, die Partner des Handels sind, durchaus profitiert, weil manche Projekte schneller vorangetrieben wurden.
Auch den ohnehin in vielen Handelsorganisationen bereits im Gange befindlichen Transformationsprozess in Richtung Cloud-basierter Infrastrukturen dürfte die Corona-Pandemie beschleunigt haben. Typische Vorteile der Cloud: schnellerer und aktuellerer Austausch von Informationen, größere Flexibilität bei der Software-Implementierung, höherer Automatisierungsgrad bei Updates und weniger manuelle Eingriffe kommen derzeit besonders zum Tragen.
Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte der diesjährigen Technologie-Tage?
Spaan: Es wird bei unserer Veranstaltung sehr stark um das Thema „mobile“ gehen. Das heißt, wie kann man das mobile Device der Kunden nutzen, um Services zu verbessern und wie können die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf ihren mobilen Geräten besser mit Informationen versorgt werden?
Ein weiterer Fokus wird auf organisatorischen Themen liegen. Wir werden die Frage stellen: Wie muss sich die IT-Organisation aufstellen, um fit für die Zukunft zu sein? Denn die IT-Abteilungen sind lange nicht mehr nur Anforderungsempfänger oder reine Umsetzer. Die IT nimmt heute eine sehr viel vitalere und treibendere Rolle ein. Die Grenzen zwischen der IT und den Fachbereichen verschwimmen zunehmend, weil Technologie inzwischen überall stattfindet. Das zu organisieren, zu steuern und unter Kontrolle zu behalten, ist eine sehr wichtige Aufgabe der Handels-IT.
Außerdem werden wir die technologische Infrastruktur beleuchten, da kommen wir wieder zur Cloud. Wo wird die Cloud in Zukunft eine Rolle spielen, was vor einiger Zeit gar nicht denkbar war – Z.B am POS an der Kasse? Da freu ich mich schon sehr auf die Diskussion.
Natürlich wird es auch um Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz oder Internet of Things, Dinge, die uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen werden.
Wie wird die Konferenz stattfinden?
Spaan: Wir haben uns von unserem hybriden Konzept für die Veranstaltung verabschieden müssen – das lassen die stetig steigenden Corona-Zahlen einfach nicht zu – und werden uns als Premiere für die Technologie Tage in ein professionelles Studio begeben – in die Motorworld im Kölner Butzweiler Hof, die neben ihrem Ausstellungsgelände für Luxusfahrzeuge und Sportwagen über sehr schöne Studios verfügt. Dort werden wir aus sehr professioneller Umgebung heraus moderieren und hoffentlich viele Referenten und Referentinnen auch vor Ort begrüßen können. Die Teilnehmer/innen können das auf einer sehr gut funktionierenden Streaming-Plattform verfolgen und mitdiskutieren. Auch wenn man den Networking-Charakter beim Kaffee in den Pausen digital leider nicht so gut rüberbringen kann, sind wir sicher, dass es eine spannende Veranstaltung mit kompetenten Referenten/innen und richtig viel Inhalt wird. Und es wird auf jeden Fall genügend Tickets für alle geben und das Hopping zu unseren zeitgleichen Konferenzen – Payment und Connect – ist bequem möglich!
Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsführung und IT-Experte
23.10.2020
Informationen und Anmeldung zu den digitalen EHI-Technologie-Tagen 2020: www.technologie-tage.com