Der deutsche Einzelhandel steht vor grundlegenden Veränderungen, wie die aktuelle EHI-Studie „Stationärer Einzelhandel Deutschland 2025“ zeigt. Während der Lebensmittelhandel mit über 63 Prozent des gesamten stationären Einzelhandelsumsatzes weiterhin dominiert, kämpft der Textilhandel mit strukturellen Herausforderungen und veränderten Konsumgewohnheiten. Die Branche Mode & Accessoires erreicht einen Umsatzanteil von 6,5 Prozent mit seinen 19.074 Verkaufsstellen. Der Lebensmittelhandel betreibt 58.014 Geschäfte.
Textilhandel als Stütze der Innenstädte unter Druck
Der Modehandel bleibt trotz rückläufiger Zahlen ein zentraler Frequenzbringer für deutsche Innenstädte, aber der Onlinehandel verändert die Marktstrukturen nachhaltig. „Es ist anerkannt, dass der Einkauf von Bekleidung, Schuhen oder Lederwaren der Hauptgrund für den Besuch der Stadtzentren ist“, erläutert Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung EHI: „Der Modehandel hat eine herausragende Rolle als Kundenmagnet“. In dieser Funktion gerät der Textilhandel jedoch zunehmend unter Druck. Der stationäre Modehandel verzeichnet 2024 einen Umsatzrückgang von 0,6 Prozent, nachdem bereits 2023 schwächere Entwicklungen zu beobachten waren. Besonders betroffen sind kleinere Fachhändler, während sich die Marktkonzentration auf wenige große Player verstärkt. Die Top 10 der umsatzstärksten Vertriebslinien der Branche Mode & Accessoires werden von H&M (2.265 Mio. Euro), Deichmann (1.900 Mio. Euro) und C&A (1.600 Mio. Euro) angeführt.
Digitalisierung verändert Handelslandschaft grundlegend
Ein zentraler Befund der EHI-Analyse: Die Digitalisierung hat den Modehandel längst erreicht – mit gravierenden Auswirkungen. 70,4 Prozent der Mode & Accessoires-Vertriebslinien verfügen bereits über einen Onlineshop. Damit steht die Branche an zweiter Stelle hinter den Technik-Händlern (78,9 Prozent) und vor den Anbietern von Hobby & Freizeit-Artikeln (67,1 Prozent). Der Lebensmittelhandel mit nur 6,8 Prozent Onlineshop-Anteil liegt noch immer deutlich dahinter.
Marktstrukturen und Herausforderungen im Detail
Innerhalb der Branche Mode & Accessoires erwirtschaftet der vollsortimentierte Modehandel (Modegeschäfte und Bekleidungshäuser) einen Umsatzanteil 56,7 Prozent. Die spezialisierten Schuh- und Lederwarenhändler generieren 15,6 Prozent und die preisorientierten Textildiscounter liegen bei 17,7 Prozent.
Aggressive internationale Online-Plattformen wie Shein und Temu verstärken den Konkurrenzdruck auf den etablierten stationären Handel zusätzlich. „Diese neuen Marktakteure verändern nicht nur die Preisstrukturen, sondern auch die Kundenerwartungen hinsichtlich des Sortiments und der Liefergeschwindigkeit“, beschreibt Atzberger die Situation, „Stadt, Immobilienbesitzer und natürlich der lokale Einzelhandel sollten sich gemeinsam vor Ort am eigenen Standort engagieren, um den Modehandel als Anker für Erlebnis und Kauffreude wieder fest zu etablieren.“ Diese Aussage unterstreicht die enge Verbindung zwischen Textilhandel und Stadtentwicklung.
Ausblick und Handlungsfelder
Die EHI-Studie zeigt: Der deutsche Einzelhandel befindet sich in einer Phase des Umbruchs, in der traditionelle Strukturen neu justiert werden müssen. Während der Lebensmittelhandel aufgrund seiner logistisch anspruchsvollen Produkte und dem Wunsch des Kunden, gerade frische Ware vor dem Kauf zu prüfen, eine stabilere Position hat, muss sich der Textilhandel den Herausforderungen der Digitalisierung, und veränderten Konsumgewohnheiten und Kaufzurückhaltung stellen.
Erfolgreiche Zukunftsstrategien erfordern eine intelligente Verknüpfung von stationärem und digitalem Handel – ein Ansatz, den bereits viele der führenden Textilunternehmen verfolgen. Unternehmen mit entsprechendem Fachwissen und erforderlicher Infrastruktur sowie einem umfangreichen Kundenstamm haben bessere Chancen, im veränderten Marktumfeld zu bestehen.
Die Studie ist im Download erhältlich und für EHI-Mitglieder rabattiert. Ein Poster mit den Top 100 gibt es kostenlos im Download.
Methode:
Die EHI-Studie „Stationärer Einzelhandel Deutschland 2025“ analysiert die 1.000 umsatzstärksten Vertriebslinien des deutschen Einzelhandels und liefert fundierte Daten zur aktuellen Marktentwicklung. Die Umsätze bilden das Hauptkriterium des Rankings. Zusätzlich werden Merkmale wie Anzahl der Verkaufsstellen und Beschäftigten, Adressen, Angaben zur Unternehmensleitung oder Expansionsleitung sowie die Branchen- und Konzernzugehörigkeit oder Kundenbindungsprogramme erhoben. Die selbstständigen Kaufleute aus dem Edeka-Verbund oder der Rewe-Gruppe wurden in dieser Untersuchung berücksichtigt und getrennt ausgewiesen.
Kontakt:
Peter Cyganek, Projektleiter Forschungsbereich Handelsstruktur, EHI, Tel.: +49 (0)2 21/5 79 93-27, cyganek@ehi.org
Ute Holtmann, Leiterin Public Relations, Tel.: +49 (0)221/57993-42, holtmann@ehi.org
Herausgeber:
EHI Retail Institute e. V., Spichernstraße 55, 50672 Köln, www.ehi.org
Über das EHI:
Das EHI ist ein Forschungs-, Bildungs- und Beratungsinstitut für den Handel und seine Partner mit rund 80 Mitarbeitenden und einem internationalen Netzwerk von 850 Mitgliedsunternehmen des Handels, der Konsum- und Investitionsgüterindustrie sowie der Dienstleisterbranche. Das EHI ist auch Gesellschafter der GS1 Germany sowie der Agraya (ehemals FoodPlus) und Partner der Messe Düsseldorf bei bedeutenden Handelsmessen wie der EuroShop. Präsident des EHI ist Markant-Chef Markus Tkotz und Geschäftsführer ist Michael Gerling.



